Description:
BSB-Provenienz: Polling, Augustinerchorherren - Nachlass Jacob
Bidermann (1578-1639) - Altsignatur: Cim 452 - Extent:
243 Bl. - Papier Alternative Title:
Cim. 452 Abstract:
Die Handschrift enthält verschiedene Lieder und Gebete, u.a. auf
Bl. 151v-243r das Drama "Cenodoxus" von Jakob Bidermann. Das
erfolgreichste der neun erhaltenen Dramen des lateinischen
Jesuitendichters Jakob Bidermann (1578-1639) wurde 1602 in Augsburg
uraufgeführt. Dargestellt wird Leben und Sterben eines gelehrten
und berühmten Pariser Medizinprofessors des 11. Jahrhunderts, der
äußerlich fromm, innerlich von Eigensucht, Hochmut und Stolz
erfüllt dem Ringen der himmlischen und höllischen Mächte um
seine Seele erliegt und am Ende der ewigen Verdammnis preisgegeben
wird. Das Werk ist eine Anklage gegen den Tugendstolz des
Humanismus stoischer Ausprägung und in zwei Handschriften
überliefert, der Kehlheimer und der (hier vorliegenden) Pollinger
Handschrift. Formal steht es noch stark in der Tradition des
spätmittelalterlichen Humanistendramas. Seine Gliederung in fünf
Akte stellt gleichwohl eine Neuerung im geistlichen Spiel des 16.
Jahrhunderts dar und weist auf das künftige Barockdrama hin.
Komische Szenen lockern das Drama auf, dienen jedoch auch dazu, die
äußere und innere Handlung zu fördern. Die barocke Spannung von
Gut und Böse, Diesseits und Jenseits spiegelt sich im
Gegeneinander von realen Personen, allegorischen Personifikationen
sowie Himmels- und Höllengestalten. Die letzte Szene zeigt den
Entschluss, Abschied von den Geschäften dieser Welt zu nehmen.
Bidermann verarbeitet dabei u.a. die Legende vom heiligen Bruno von
Köln. // Autor: Peter Czoik // Datum: 2016 Publication Statement:
[S.l.] 1617-1618